Sonntag, 20. Januar 2013

Westcoast!


So liebe Leserschaft, wenn man die 5 Hansel die tatsächlich öfter mal reinschauen so nennen darf (nicht dass ich euch beleidigen möchte. Ihr seid super, weiter so ;) ), ich bin auf Reise und damit wieder interessant.

Am 16. abends bei so vielen im Paradiso verabschiedet wie möglich, am 17. morgens Alice und Meike noch ciao gesagt und in die Stadt, den Bus Richtung Greymouth genommen. Das ganze war dann eher unspektakulär, die Landschaft war mir bis Westport bereits bekannt. Hügelig bis man an der Küste ankommt, die dann doch größtenteils schroff direkt am Meer endet, was einen ebenen Straßenverlauf unmöglich macht.

Ein kurzer Zwischenhalt in Punakaki war so ziemlich das einzig krass interessante, immerhin sind hier die Pancake Rocks, die ihrem Namen dann doch alle Ehre machen. Hier wechseln sich stärker und schwächer verdichtete Gesteinsschichten horizontal ab, und die ganze Formation wurde wohl seit ein paar Tausend Jahren abgetragen. Das Ergebnis sind Formationen, die aussehen, als hätte man (teilweise etwas unförmige) Pfannkuchen aufeinander gestapelt. Sehr beeindruckend, wir mussten uns aber beeilen, da der Bus schnell weiter wollte.

Greymouth selbst empand ich als aller erstes als recht schnuckliges Kleinstädtchen, zumal es da sogar so einen richtigen Bahnhof wie in alten Wildwestfilmen gibt. Das Backpacker war schon gebucht und ist eigentlich ziemlich cool, Zimmer mit Tier-Themen, mein erstes war das Kiwi-Zimmer, in dem ein paar Kiwis typische Adrenalin-Aktivitäten vormachen: Skydive, Bungee etc.

Da war ich aber nur kurz, meine größte Sorge war mein komplett zugeschlossenes Ohr das ich behandeln lassen wollte. Die nette Apothekerin konnte mir nich arg weiterhelfen, lediglich an das Doktorenhaus verweisen.
Das ist am anderen Ende der Stadt, also Fahrrad ausgeliehen, hingetingelt und gesagt bekommen, dass man nichts für mich tun kann, ohne Termin und so. Kommt mir irgendwie bekannt vor, in Freiburg hatte ich mal ein ähnliches Problem, aber egal. Die nette Schwester konnte mich dann aber weiterverweisen, also bin ich ins lokale Health Center zurückgefahren (lag praktischerweise genau auf dem Weg zum Hostel).
Das war direkt alles Amerikanisch: An der Rezeption werde ich kurz angeschaut, dann darf ich einen Fragebogen ausfüllen und mich ins Wartezimmer setzen, um auf eine Oberschwester zu warten. Wie in den Staaten ist es hier wohl üblich, zuerst eine Schwester zu sehen, bevor der Doktor einem kurz die Hand schüttelt und das unterschreibt, was die Schwester schon seit bestimmt einer viertel Stunde rausgefunden und verschrieben hat.
Die Schwester war aber auch cool und hat mir alle international gültigen Kürzel für Rezepte erklärt, das Blutdruckmessen beigebracht (130/100, ich weiß, miserabel) und kostenlose Schmerzmittel zugesteckt.
Naja, langer Rede kurzer Sinn, ich darf mir 3 mal am Tag Antibiotika in die Ohren tropfen. Danach direkt eine Brauereitour gebucht und zum Megges, Basis anfuttern. Musste an dem Abend passieren, ich muss ja Antibiotika nehmen.

Die Monteith's Brewery in Greymouth ist für jemand, der schonmal in einer deutschen Brauerei war, eher lustig anzuschauen. Es gibt grade mal vier große Tanks, die Befüllung ist aus einzelnen Teilen zusammengeschraubt und wohl von einem Mitarbeiter erdacht, der etwas erfinderisch war.
Highlight der 20-Minütigen Tour: Die 3 ½ Bier, die es danach gibt. Dabei zwei nette Typen aus der Eifel kennengelernt und einer Engländerin zu einem kostenlosen Monteith's-Glas verholfen bevor es zum Hostel zurückging. Da war im Gemeinschaftsraum schon irgendwie eine kleine Gruppe in Gange, und es wurde Pictionary gespielt bis uns der Eigentümer ins Bett geschickt hat, weil wir zu laut sind.

Der Tag danach war eher lahm, ich hatte genug Zeit, um alle 3 Alien-Filme vor 5:30 abends durchzuschauen, da ich eher flach liege mit Antibiotika irgend einer Art. Das geplante Abendessen bei einem 6$-BBQ fiel leider aus, das war keine aktuelle Info, also nochmal einkaufen und Landjägerpfanne gemacht.

Plötzlich steht Tina aus dem Paradiso in der Tür.

Ich wusste, dass die zwei mich verfolgen, aber dass sie so fix sind dachte ich dann doch nicht. Naja, also ausgemacht, am nächsten Tag zusammen zu fahren. Es ging nach Franz Josef, das Dorf bei dem gleichnamigen Gletscher.
Auf dem Weg allerdings musste in Hokitika, einer schnuckligen Kleinstadt haltgemacht werden, die für die Verarbeitung von Jade bekannt ist. Eine Galerie dort haben wir uns auch angeschaut, und es ist schon beeindruckend, was die aus so kleinen Stückchen Stein alles rauskünstlern. Filigrane Formen und ganz kleine Ärmchen an manchen Anhängern lassen mich zweifeln, ob das wohl lange hält, der Preis ist aber sowieso so witzlos hoch dass wir nur kucken, nichts anfassen.
In Franz Josef selbst dann schnell in ein Hostel, wo das Wetter allerdings jeglichem Spaß einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Die Hot Pools konnten wir nicht besuchen, weil Tina und ich immernoch die Krätze hatten, und das Wildlife-Center war uns zu teuer, also beschränkten wir uns wieder auf einen Filmeabend.

Das war gestern. Heute gings nachdem ich mit meinem Israelischen Zimmerkameraden konversiert hatte, nach Wanaka. Die Route führt wieder an der Küste entlang, erst musste aber am Fox Glacier Halt gemacht werden.

Ich will euch nicht anlügen, als wir da ankamen, war das Wetter beschissen. Nieselregen, recht zugezogen etc. Die Landschaft allein am Parkplatz ist aber schon beeindruckend, über einem ca. 200m breites Flussbett kann man an der anderen Seite eine steile Felswand sehen, die auch etwa 200m in die Höhe ragt.
Wir machen uns also auf in Richtung Gletscherzunge (so heist das glaub ich), und das Wetter spielt uns in die Karten. Als wir ankommen, ist tatsächlich etwas Sonnenschein und stellenweise blauer Himmel zu sehen, was wir natürlich sofort ausnutzen. Fotoshoot.

Das besondere an diesem Ort ist nicht etwa 'Boah kuck mal, da is Eis' sondern 'Boah kuck mal, da is Eis und ich kann im T-Shirt hier zwischen all der grünen (nicht im unmittelbaren Umfeld) Natur stehn'. Die beiden Gletscher hier sind eine der wenigen, die in Regenwäldern enden. 300 m üNN.
Auf den Weg zum Auto muss dann wohl ein Stück Gletscher abgebrochen sein, denn der Fluss war plötzlich mit Stückchen Eis übersäht. Also ich als Power-Abenteurer einen kleinen Abhang runter und ein Stück rausgefischt.

Gletschereis hat folgende Eigenschaften: Kalt, und sehr klar, kein Blaustich wie das Eismassiv, von dem es kommt. Auf kalt hättet ihr eventuell selber kommen können, aber ja, ich will ja auch die kognitiv Benachteiligten nicht ausschließen ;).

Das Stück also in die Eisbox und back on the road. Auf dem Weg hören wir das Hörbuch 'Das Känguru-Manifest', das ich jedem nur empfehlen kann (Wenn ihr mich fragt [Das ist ein Witz. Wers angehört hat, wird das verstehen]). Es geht um einen Berliner Kleinkünstler, bei dem ein kommunistisches Känguru eingezogen ist. Den Rest sollte man vom Buch oder Hörbuch erfahren, das Hörbuch ist außerdem hervorragend gelesen.

Naja, die Strecke ist lang nach Wanaka. Erst, als wir Lake Wanaka erreichen, wird das wieder etwas interessant, da hier ein von Gletschern und Gebirgsquellen gespeißter See mitten zwischen den Bergen steht. Es ist windig, aber warm genug, also machen wir einen kleinen Rundlauf um einen der Campingplätze, die wie eine Halbinsel in die sonst glatte Seekante schneiden.
Das ganze erinnert mich ein wenig an die Seen, die ich 2009 gesehen habe, als wir aus dem Yosemitee-Nationalpark nach Norden gefahren sind. Auf jeden Fall beeindruckend, wartet also auf ein paar Bilder.

Von dort ist es nicht mehr weit, und ich checke in mein bereits vorher angefragtes Hostel ein. Tina und Philipp wollen im Van schlafen, und fahren entsprechend zu einer der Camsites in der Stadt. Wir verabreden uns auf Kino morgen abend, Wanaka hat ein berühmt-berüchtigtes Kino, in dem Essen serviert wird, und in dem in der Pause wohl kostenfrei warme, hausgemachte Kekse gereicht werden. Was will man mehr?
Naja, und nun sitze ich hier. Meine Planung für morgen ist der Roy's Peak Walk, angeschlagen mit 5-6 Stunden und 1100m Höhengewinn. Kann nicht so schlimm sein, vielleicht findet sich heute abend noch jemand, der das auch morgen vorhat, dann hätte ich schonmal Gesellschaft.

Hakuna Matata

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